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L'industrie du troisième millénaire

  in Frankfurter Allgemeine Zeitung 10.03.2001, S. 57

 

 

 
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Totale Transparenz
Artprice.com und der Kunstmarkt

Inmitten der hügeligen Landschaft des Rhônetals in der Nähe von Lyon liegt die "Domaine de la Source", ein stattlicher Herrensitz aus dem 17. Jahrhundert, umgeben von zwanzig Hektar Land. Hier schlägt das Herz der weltweit größten Datenbank mit Informationen zum Kunstmarkt. Artprice.com hat insgesamt vier Millionen Auktionsergebnisse für Bildende Kunst (Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik, Skulpturen, Fotografien und Tapisserien) von 1700 bis heute gespeichert und davon zweieinhalb Millionen online zugänglich gemacht. Neunzig Angestellte sind mit dem Sammeln, Erfassen und Auswerten der Versteigerungen von rund 2900 Auktionshäusern in vierzig Ländern beschäftigt - das macht 430 000 Daten im Jahr.

Die Auktionsergebnisse werden ergänzt durch die Einspeisung von Künstlerbiographien vom 4. Jahrhundert nach Christus bis zur Gegenwart; von derzeit etwa 180 000 soll dieser Fundus bis Ende 2001 auf eine Million Biographien anwachsen. Ziel dieser ins schier Unermeßliche wachsenden Datensammlung ist die Auswertung nach streng ökonomischen Kriterien, die Ausarbeitung von Preisentwicklungen, Tendenzen sowie die Erstellung von spezifischen Indizes für Presseagenturen, Wirtschaftspublikationen, Banken und Versicherungen - und nicht zuletzt von Preisnotierungen der einzelnen Künstler und Kunstwerke im Verlauf der letzten zehn Jahre. Die Kundschaft von artprice.com besteht aus Auktionshäusern, Kunsthändlern, einschlägigen Presseorganen und natürlich privaten Sammlern. Die Firma gibt einen Grundstock von 450 000 festen Kunden (Abonnenten) und eine Anzahl von monatlich drei Millionen teilweise kostenpflichtigen Anfragen an.

Thierry Ehrmann, der Gründer von artprice.com, gehört mit achtunddreißig Jahren zu den erfolgreichsten Jungunternehmern in Frankreich; 1987 begann er seine Laufbahn mit der Gründung der Firma "Groupe Serveur" zur Verbreitung gerichtlicher und juristischer Verordnungen. Der ehemalige Journalist und Jurist ist durch sein Auftreten - er zieht lässige schwarze Kleidung Anzug und Krawatte vor - und sein Verhaftetsein in der Heimatstadt Lyon eine untypische Erscheinung im geschlossenen Zirkel der Pariser Wirtschaftselite. Mit zwanzig habe er die Intuition gehabt, so Ehrmann, daß Information eines Tages ein ebenso unerläßlicher Rohstoff sein werde wie Wasser und Luft. Inzwischen hat ihm das Internet das Werkzeug zur Verknüpfung eines globalen Markts wie des Kunstmarkts mit einem globalen Medium geliefert. Im Gegensatz zu Rohstoff- und Finanzmarkt sei der Kunstmarkt undurchsichtig. Wenn man einen undurchsichtigen Markt mit Informationen füttere, rechnet er, verhelfe man ihm zu beachtlichem Wachstum.


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